Tofino, oder: Der letzte Rückzugsort für alle Surfer und Pseydo-Hippies

Am 9.7. kam ich nach einer mehrstündigen Busfahrt in Tofino an. Da ich recht früh hatte aufstehen müssen und es aufgrund der langen Fahrt doch schon recht spät war, bezog ich am ersten Tag lediglich mein Zimmer und machte einen kleinen Entdeckungsspaiergang an den Strand. Auf der Busfahrt nach Tofino bemerkte ich dann auch zum ersten Mal die Auswirkungen der Waldbrände in British Columbia: Zwischenzeitlich war die Sicht auf wenige Meter beschränkt, da der Rauch sich auch weitab von den eigentlichen Bränden ausbreitete und der Horizont unwirklich gelb gefärbt war. Erleichtert stellte ich aber fest, dass in Tofino selbst nichts davon zu merken war.

Kleine Info für alle Uneingeweiten: Tofino ist ein ziemlich kleiner (ehemaliger) Fischerort an der Küste von Vancouver Island, der sich in den letzten Jahren allerdings zunehmend in einen teuren Rückzugsort für wohlhabende Surfer und Pseydo-Hippies verwandelt hat. So gibt es etwa einmal die Woche einen Markt, auf dem Erzeugnisse der Bewohner verkauft werden.  Dazu gehören unter anderem Schmuck und Nahrungsmittel. Da werden dann auch schonmal Erdbeeren mit Schokoladenüberzug für 4 Dollar pro Stück verkauft. Alle Nahrungsmittel sind garantiert „organic“ und glutenfrei, dafür aber auch entsprechend teuer. Geht man an den Strand, steigt dem Wanderer nicht als erstes der salzige Meeresgeruch in die Nase. Stattdessen verrät der ständige Gras-Geruch die Anwesenheit von Rastalocken tragenden Surfern  noch bevor man sie zu Gesicht bekommt. Wer im Hostel den Müll nicht richtig trennt, bekommt eins auf den Deckel. In dem zweiten Hostel, das ich in Tofino besuchte, gab es Freizeitangebote wie Gemeinschafts-Yoga oder Morgenmeditationen. Für die Bewohner Tofinos steht das Besitzen eines Autos, das ganz offensichtlich tonnenweise Sprit verschluckt, aber keinesfalls im Widerspruch zu ihrem ansonsten angeblich so umweltbewussten und erdenfreundlichen Leben.

Wie dem vorangehenden Absatz vermutlich zu entnehmen ist, war ich von den Einwohnern Tofinos etwas genervt, da mir ihr belehrendes, für mich aber teilweise geheucheltes, Auftreten auf die Nerven ging. Aber natürlich wohnen diese wohlhabenden Surfer nicht umsonst in Tofino, denn die Landschaft dort ist zweifelsohne wunderschön. Der Ort selbst besteht aus kleinen Holzhäusern, die in der Regel nicht viel größer sind als die Autos, die vor den Häusern stehen. Auch die Natur ist atemberaubend. Dies konnte ich am zweiten Tag meines Aufenthalts dort feststellen.

Zusammen mit einer Deutschen und einer Schweizerin, die ich in Victoria im Hostel kennengelernt hatte und die schon einen Tag vor mir angekommen waren, machte ich eine Tour zu den „Hot Springs“. Dies sind heiße (Schwefel?-) Quellen, die sich auf einer kleinen Insel vor Tofino befinden. Mit einem maximal 8 Meter langen Boot, in das sich 10 Menschen quetschten und das von Sam, einem älteren „Indianer“, gesteuert wurde, machten wir uns auf die 1,5 Stunden lange Fahrt zu den Quellen. Auf dem Weg dorthin schaltete Sam plötzlich den Motor des Boots aus, da sich in unmittelbarer Nähe eine Grauwalkuh mit ihrem Kalb befand. Nach einigen Minuten fuhren wir dann weiter, um die Wale nicht zu lange zu stören. Was auf den Fotos teilweise aussieht wie ein großer Felsen ist tatsächlich der Rücken des Wals, der recht nah an unser Boot herankam. Sam ließ uns an einem kleinen Holzsteg raus und nach einem ca. halbstündigen Marsch durch den Regenwald erreichten wir die schließlich die Quellen. Diese werden bis zu 50 Grad heiß und fließen in den Pazifik herein. Das Wasser aus den Quellen sammelt sich in verschiedenen Becken, in die man sich hereinlegen kann. Je näher das Becken am Ozean ist, desto kälter wird das Wasser. Das letzte Becken schließlich enthält gleichzeitig Quellwasser und Meereswasser. Nach 2 Stunden im warmen (Quellwasser) und kalten (Meereswasser) Wasser fühlten wir uns angenehm müde und wanderten wieder zurück zum Steg, wo Sam auf uns wartete. Auf dem Rückweg konnten wir dann noch einen Puffin, Seelöwen und Seeotter beobachten. Diese Seeotter dürfen allerdings nicht mit unseren Süßwasser-Seeottern verwechselt werden. Diese Meeres-Seeotter sind deutlich größer und dicker und verbringen 95 % ihres Lebens im Meer.

IMG_0520 IMG_0496 Der Wal! IMG_0483 IMG_0471

Zum Glück wurde keiner der Teilnehmer ernsthaft seekrank, obwohl das kleine Boot schon sehr stark über die Wellen hüpfte. Im Hostel angekommen gönnten wir uns alle noch eine Dusche und gingen früh schlafen.

Das HI-Hostel Tofino

Die nächsten beiden Tage regnete es in Tofino, weswegen Kathrin (die Deutsche, die ich in Victoria kennengelernt hatte) und ich nur kürzere Wanderungen für ein paar Stunden durch den verregneten Regenwald von Tofino machten.

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Nach vier Nächten in Tofino reisten Kathrin und ich wieder ab, mit neuen und faszinierenden Eindrücken der kanadischen Natur.

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