Heaven is a place on earth called Nova Scotia

Nach unserem ersten, kurzen Roadtrip durch Quebec und zwei Tagen in Quebec City, gelangten wir nach 17 Stunden Zugfahrt am 3.9. nach Halifax. Schon wenige Minuten nach unserer Ankunft war uns allen klar, dass diese Stadt unser Herz nicht erobern würde. Daran hat sich zumindest für mich auch nach einem zweiten Besuch in Halifax (dazu später mehr) nichts geändert. Von allen Städten die ich bisher in Kanada besucht habe, steht Halifax an letzter Stelle. Nach einer Nacht im Hostel fuhren wir früh morgens zum Flughafen, wo wir unser nächstes Mietauto abholen wollten. Auf der Suche danach liefen wir durch die Garage der Autovermietung. Luise drückte dabei mehrfach auf den Schlüssel, in der Hoffnung, dass unser Auto blinken würde und wir somit wüssten, welches Auto uns zugeteilt worden war. Ich lief dabei einige Meter hinter den anderen und wunderte mich, wieso ein brandneuer, ziemlich großer Jeep jedes Mal blinkte, wenn Luise auf den Schlüssel drückte. Nach einigen Sekunden wurde mir bewusst, dass dieser neue Jeep unser Auto sein musste. Ich teilte den anderen meine Erkenntnis mit und kichernd machten wir uns daran, das Auto zu inspizieren. Keine von uns hatte damit gerechnet, dass wir ein so schickes und teures Auto bekommen würden. Später erfuhren wir übrigens noch, dass Egon, wie ich ihn liebevoll taufte, ein Prototyp ist, der so noch gar nicht zu kaufen ist. Das erklärte dann auch, wieso auf dem Handbuch überall 2016 stand, was wir uns anfangs nicht erklären konnten.

Ach, Egon, Egon, Eeeegon

Nachdem wir eine erste vorläufige Route festgelegt hatte, auf der wir Nova Scotia erkunden wollten fuhren wir mit Egon los. Da wir das Hostel in Halifax früh und ohne Frühstück verlassen hatten, meldete sich bald unser Magen zu Wort und wir hielten alle Ausschau nach einem Tim Hortons am Straßenrand. Die Suche danach zog sich allerdings länger hin als erwartet und als Luise endlich einen entdeckte stimmten wir alle in ein spontanes Freudengeschrei ein. Nach einer kurzen Stärkung, die wir auch nutzten, um das WLAN im Tim Hortons anzuzapfen.

Unser erster Stop auf diesem Roadtrip war ein winziger Ort namens Peggy’s Cove, der uns mehrfach wärmstens empfohlen worden war. Und tatsächlich ist Peggy’s Cove einer der schönsten Orte, die ich je gesehen habe. Dies liegt zum einen an der Gestaltung des Orts selbst: kleine, bunte Fischerhäuser aus Holz mit Hummerkisten davor, die auf ebenso kleinen Felsinseln liegen, zwischen denen das Wasser glitzert und in dem sanft die Ruderboote der Fischer schaukeln. Dabei erweckt der Ort aber zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als hätten die Bewohner dies alles nur zum Vergnügen der Touristen so eingerichtet. Vielmehr besticht Peggy’s Cove durch seine Natürlichkeit und Echtheit und erinnert häufig an die Schäreninseln vor Stockholm (Ferien auf Saltkrokan, weißte Bescheid, ne?! 😉 ). Zum anderen liegt es aber auch an der Landschaft Nova Scotias, die so anders ist, als alles was ich bisher in Kanada gesehen habe. Die Landschaft im Westen Kanadas, allen voran die Rocky Mountains, stiehlt dir den Atem. Sie lässt dich staunend zurück, lässt dich winzig fühlen angesichts der gewaltigen und übermächtigen Größe der Natur. Die Landschaft Nova Scotias hingegen ist von einer leisen und heimlichen Schönheit, die sich in dein Herz schleicht, ohne dass du es direkt bemerkst, und dort ein Gefühl von Glück und stillem Frieden hinterlässt. Vor den Rocky Mountains steht man mit weit aufgerissenen Augen und geöffnetem Mund. In Nova Scotia steht man mit einem sanften Lächeln und einem weit geöffnetem Herz. Nova Scotia ist nicht bombastisch und hinterlässt doch einen bleibenden Eindruck beim Besucher.

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Unsere Reise ging weiter nordwärts in Richtung Cape Breton Island. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten wir Antigonish und bestaunten die schönen Universitätsgebäude. Das Schicksal wollte es aber, das wir ausgerechnet am Wochenende des Semesterbeginns in Antigonish eintrafen, weswegen alle, und zwar wirklich alle, Unterkünfte in der Kleinstadt von Verwandten der wieder eintrudelnden Studenten ausgebucht waren. Eine freundliche Dame in einem der Motels verwies uns auf ein Motel in Port Hastings, das etwa 45 Minuten von Antigonish entfernt liegt. Eilig entschlossen wir uns, Antigonish auf der Rückfahrt noch einen Besuch abzustatten und fuhren dann schleunigst ab, bevor uns das letzte Zimmer in Port Hastings auch noch vor der Nase weggeschnappt würde (die Dame im Motel hatte uns nämlich erzählt, dass sie bereits einige Leute nach Port Hastings geschickt habe). In vollkommener Dunkelheit fuhren wir die letzten Kilometer bis Port Hastings und bestaunten dabei den perfekten Sternenhimmel über dem Highway. Angekommen in Port Hastings fanden wir dann zum Glück auch recht schnell das Hostel und bekamen das Zimmer sogar für den Preis für 2 Personen, da die Motelmitarbeiterin meinte, wir wären jung und hätten daher wohl nicht so viel Geld. Danke 🙂

In den nächsten Tagen fuhren wir den Cabot Trail, der wie auch schon Quebec eher wenig besucht zu sein schien. Bei nahezu jeder Haltebucht fuhren wir an den Rand, um die Aussicht zu genießen, die tatsächlich immer einen Ausblick wert war.

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Wenn es Wanderwege gab, wanderten wir und einen Tag war es sogar noch so warm, dass wir im Atlantik schwimmen gingen. Das Wasser war zwar eiskalt, aber das konnte Luise und mich nicht davon abhalten, wenigstens einmal in diesem Jahr im Meer gewesen zu sein. Vanessa und Claudia gingen auch kurz ins Wasser, genossen dann aber vom Strand aus, wie Luise und ich zitternd und kreischend in die Wellen sprangen.

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Nach einer Woche erreichten wir wieder Halifax. Da wir Egon erst kurz vor Mitternacht zurückgeben mussten, fuhren wir noch einmal in die Stadt, und waren begeistert, nahezu euphorisch als wir doch noch eine klitzekleine schöne Ecke am Hafen der Stadt fanden. Später fuhren wir zum Flughafen, wo wir das Auto zurückgeben sollten und dann die Nacht verbringen wollten, bevor meine drei Begleiter in das Flugzeug nach Boston und ich in den Bus nach Charlottetown steigen sollte. Wir hatten uns überlegt, dass wir das Auto so lange wie möglich behalten wollten, da es mehr Komfort bietet als eine Bank am Flughafen, fuhren dann (zum Glück, wie sich zeigen sollte) noch zum Tim Hortons am Flughafen, wo Luise sich einen Tee kaufen wollte. Wenig später kam sie zurück: „Leute, ihr glaubt nicht, was uns passiert ist“. Es stellte sich heraus, dass der Flug der drei für den folgenden Morgen gecancelled worden war. Also fuhren wir sofort zum Flughafen, trennten uns von Egon (was uns allen sehr leid tat), und machten uns auf die Suche nach jemandem, der mehr Informationen bereithalten konnte. Es zeigte sich allerdings, dass US Airways seine Schalter bereits um 17 Uhr schließt und keine der anderen Fluggesellschaften helfen konnte. Daher rief Luise schließlich bei der Hotline von US Airways an und erreichte, dass die drei auf einen Flug für einen Tag später umgebucht wurden. Was die Unterkunft für die nun zusätzliche Nacht in Halifax angehe, sollten wir uns am nächsten Tag an das Personal am Schalter wenden. Wie ursprünglich abgemacht verbrachten wir die Nacht in der Lounge am Flughafen, wo wir mehr oder weniger gut schliefen, teilweise wachgehalten von anderen Schnarchnasen oder einer herumstreunenden schwanzlosen Katze. Am nächsten Morgen standen wir um 5 Uhr am Schalter von US Airways. Die Dame am Schalter sprach kurz mit einer Mitarbeiterin von Air Canada und buchte Claudia, Vanessa und Luise dann doch noch einmal um. Diesmal auf einen Air Canada-Flug, der noch am selben Tag ging. Damit hatte sich das Problem wieder gelöst, wir gönnten uns ein letztes gemeinsames Tim Hortons-Frühstück und verabschiedeten uns dann voneinander.

Alles in allem, war es eine unvergessliche Woche in Nova Scotia! Zitat Luise: „Ich finde diesen Trip mit euch sehr herrlich!“. Wahre Worte.

 

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