Toronto und Ottawa oder: Warum eigentlich kein Geheimgang ins Schlafzimmer?!

Nach einigen Wochen eher geringer Vorbereitung bin ich am 4.7.2017 wieder nach Kanada eingereist.

Nach einem Flug, der mir sehr lang vorkam (obwohl er diesmal nur nach Toronto ging und damit „nur“ 8 Stunden dauerte), erreichte ich den Pearson International Flughafen. Wie schon die ICE-Fahrt und der Flug verlief auch die Einreise völlig problemlos. Im Hostel angekommen stellte ich erst einmal fest, dass ich im selben Zimmer wie vor zwei Jahren einquartiert war. Angesichts der Größe des Hostels kam mir das doch wie ein sehr merkwürdiger Zufall vor.

An diesem Tag unternahm ich nichts mehr, sondern genoss eine Dusche und setzte mich noch ein wenig in den Aufenthaltsraum, wo ich gleich die Bekanntschaft von mehreren Deutschen machte.

Am nächsten Tag besuchte ich die AGO, die Art Gallery of Ontario, von der ich im Nachhinein allerdings eher enttäuscht bin. Meine Erwartungen an die ausgestellten Werke wurden nicht erfüllt. Bis auf wenige Ausnahmen wurden nur Werke von kanadischen Künstlern ausgestellt, und da Kanada ein recht junges Land ist, sind auch die Werke der Kanadier verhältnissmässig einseitig von ihrer Stilrichtung her. Auch die Motivwahl war recht eingeschränkt, da fast nur Gemälde von der kanadischen Landschaft zu finden waren. Außerdem hatte ich bei vielen Bildern den Eindruck, dass die Künstler versucht hatten, europäische Künstler zu imitieren, ohne dass es ihnen wirklich gelungen war…  In der draußen vor dem Gebäude groß angekündigten Etage zur europäischen Kunst fanden sich nur wenige Bilder. Meine Hoffnung, hier Bilder von zahlreichen namhaften Künstlern zu finden, starb schnell angesichts der Tatsache, wie wenige Künstler hier in Werken vertreten waren: Kein Chagall , kein van Gogh, kein Matisse, kein Manet, kein Rodin usw.

Nach dem Museumsbesuch ging es zur Waterfront, wo bei gutem Wetter der Ausblick auf den Ontariosee genossen werden konnte.

Am nächsten besuchte ich mit einer Schweizerin und einer Brasilianierin das Royal Museum of Ontario. Dieses war interessanter als die AGO. Im Keller fand sich eine Sonderausstellung über Blauwale. Diese war entstanden durch ein großes Walsterben vor 3 Jahren. Damals sind vor Neufundland 9 Blauwale im Eis eingeschlossen worden und gestorben. Normalerweise sinken Blauwale auf den Meeresgrund, wenn sie sterben und werden dort dann zersetzt. Aus einem unbekannten Grund sind 2 der 9 Wale aber in Neufundland an Land gespült worden und dort von den Wissenschaftlern des Museums zerlegt worden, sodass in der Ausstellung nicht nur das Skelett eines der Wale, sondern auch sein Herz gezeigt werden konnte. In der Ausstellung habe ich viel Interessantes über Blauwale erfahren. So ist z.B. bis heute noch nie beobachtet worden, wie Blauwale sich paaren oder wie ihre Kälber geboren werden, weshalb bis heute an vielen Stellen nur Vermutungen statt Wissen stehen. Außerdem habe ich gelernt, dass Blauwale immer noch Knochenüberreste von ihren zurückgebildeten Hinterbeinen haben. Diese konnte man am Skelett tatsächlich erkennen.

Nach dem Museum setzten wir uns in einen Park, um abermals die Sonne zu genießen. Dabei erzählte uns die Brasilianerin, dass sie sich in ihrer Heimat niemals und unter keinen Umständen in einen Park setzen würde, da dies viel zu gefährlich sei. Das hat mir nochmal gezeigt, wie schön es ist, in einem Land / auf einem Kontinent zu wohnen, wo wir ohne Nachdenken und ohne Sorgen um unsere Sicherheit uns frei bewegen können.

Am frühen Abend dieses Tages ging ich mit Nele, einer Deutschen, die ich im Hostel kennengelernt hatte, in den Toronto Music Garden, wo im Sommer jede Woche freie Openair-Konzerte stattfinden. In dieser Woche trat eine Band aus Quebec auf, die Gypsy Jazz spielt und offenbar die einzige Frauenband auf diesem Gebiet weltweit ist. Das Publikum war bunt gemischtund die Stimmung gut. Man konnte einfach auf dem Rasen, bzw. auf Treppenstufen sitzen und der Musik lauschen. Die Musikerinnen spielten bekannte Jazzstücke wie „I am a gigolo“,“I got rythm“ oder „Summertime“ und verbanden sie mit Stücken des Gypsy Jazz-Komponisten Django Reinard. Auf dem Rückweg vom Konzert kamen wir am Waterfront Center vorbei, wo ebenfalls Livemusik gespielt wurde. Eine Schülerband (der aber definitiv nicht anzumerken war, dass es eine Schülerband war) spielte Musik aus den 30er und 40er Jahren (Swing und lauter so lustiges Zeug) und Menschen aller Generationen tanzten dazu. Den tanzenden Menschen schlossen wir uns an und gingen schließlich nach 22 Uhr, als die Veranstaltung zu Ende war, zurück ins Hostel. Auf dem Weg konnten wir noch einen Blick auf die nun erleuchtete Skyline von Toronto werfen. 

Fazit dieses Abends: Derartige Veranstaltungen sollte es bei uns auch mal geben!

Am nächsten Tag war „Museumspausetag“ und Nele und ich verbrachten den ganzen Tag im großen Eaton Center um einzukaufen. Man gönnt sich ja sonst nix.

Der vierte Tag in Toronto war Neles letzter Tag in der Stadt und wir beschlossen, gemeinsam zur „Casa Loma“ zu fahren. Hierbei handelt es sich um ein Schloss, dass sich ein kanadischer Millionär vor 100 Jahren außerhalb von Toronto errichten ließ. Casa Loma ist eine wilde Mischung aus mittelalterlicher Burg und Märchenschloss mit zinnenbesetztem Wehrturm und Wasserspeiern. Auch die Zimmer im Haus greifen die wilde Mischung auf. Jedes Zimmer scheint einer anderen Epoche zu entstammen und beherbergt Möbel aus aller Welt. Auch wenn das Schloss nicht wirklich alt ist und wenig historischen Wert hat, war es sehr interessant, da der Besitzer sich hier die Vorstellungen seines Traumschlosses verwirklicht hatte: So gibt es von seinem ehemaligen Arbeitszimmer aus zwei Geheimgänge in andere Geschosse und einen unterirdischen, mehrere hundert Meter langen Tunnel, der vom Schloss zu den Ställen führt. Das ganze kommt einem ein wenig vor, als ob ein Kind sich ein Märchen- und Spielschloss gebaut hätte und vielleicht macht es auch deshalb so viel Spaß durch die Casa Loma zu laufen. Leider lebte der Erbauer nur 10 Jahre in dem Haus, danach verlor er wegen der Weltwirtschaftskrise sein Vermögen.

Am folgenden Tag brach ich morgens nach Ottawa auf, wo ich nachmittags ankam und verblüfft feststellte, dass ich auch in diesem Hostel im selben Schlafsaal wie vor 2 Jahren bin!

Da ich bereits bei meinem letzten Besuch hier eine Führung durch das Parlament gemacht hatte, habe ich mir heute die Gebäude nur von außen angesehen.

Morgen habe ich noch einen Tag in Ottawa, bevor ich Mittwoch zur Familie Walsh nach Oakville aufbreche.

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