„God’s in his heaven, all’s right with the world“ – Prince Edward Island

Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht am Flughafen Halifax, fuhr ich mit dem Bus vom Festland auf Prince Edward Island. In Charlottetown angekommen, bezog ich mein Bett im Hostel, von dem ich immer noch begeistert bin. Das Hostel ist relativ klein, untergebracht in einem liebevoll renovierten Jahrhundertwende-Haus. Die Zimmer im ersten Stock werden teilweise an Studenten der örtlichen Universität vermietet, sodass die Bewohner des Hostels eine interessante Mischung aus Einheimischen und Reisenden sind.

Das Hostel

Prince Edward Island ist die kleinste kanadische Provinz, bekannt für die Freundlichkeit ihrer Bewohner. Ansonsten gibt es eigentlich nur zwei Dinge, wegen der Besucher auf die Insel kommen: Anne of Green Gables und die rote Küstenlinie und Sandstrände. Mein erster Gang führte mich zur Touristeninfo in Charlottetown, dort wollte ich erfragen, wie ich am besten zu den Orten komme, die für alle Anne-Fans interessant sind. Das sind zum einen Green Gables und zum anderen das Wohnhaus der Autorin Lucy Maud Montgomery. In der Toursiteninfo wurde mir dann unmissverständlich klargemacht, dass man ausschließlich mit dem Auto nach Cavendish, wo beide Gebäude liegen, komme. Diese Aussage überraschte mich zunächst, da ich im Internet gelesen hatte, dass es einen Shuttlebus von Charlottetown nach Cavendish gibt. Auf mein Nachfragen erfuhr ich dann nur, dass dieser Shuttlebus vor drei Jahren eingestellt worden sei. Ich könne lediglich eine Tour buchen, die unter anderem kurz in Green Gables halte, das wollte ich aber nicht, da ich keine 60 Dollar dafür zahlen wollte, dass ich nicht einmal eine Stunde in Green Gables sein könnte. Mit einem leichten Gefühl der Wut im Bauch verließ ich die Touristeninfo. Bis jetzt ist mir schleierhaft, wie es für eine Haupt-Touristenattraktion ein derart schlechte, bzw. nicht vorhandene Anbindung geben kann. Um mich einigermaßen über meine Enttäuschung hinwegzutrösten (immerhin war Green Gables der eigentliche Grund gewesen, warum ich den weiten Weg auf die Insel gemacht hatte), kaufte ich mir eine Karte für Samstagabend für das Musical „Anne & Gilbert“. Die kostete mich zwar 40 Dollar, weil alle günstigen Plätze bereits ausverkauft waren, das war es mir aber wert, da ich so schnell wahrscheinlich nicht wieder nach Charlottetown kommen würde.

Die letzte Hoffnung, die ich in Bezug auf Cavendish noch hegte, war, dass ich vielleicht im Hostel jemanden in Besitz eines Autos finden würde, der auch nach Green Gables wollte. Und tatsächlich: Als ich mein Zimmer wieder betrat, war das Bett über mir von einer deutschen Dame Mitte 50 belegt, die sich gerade für das Musical fertig machte. Nach einem kurzen Gespräch stand fest, dass wir am nächsten Tag gemeinsam nach Cavendish fahren wollten, da Beate ein Mietwagen hatte. Zack – schon war meine Laune wieder besser! 😉

Am nächsten Morgen war der Himmel zwar bedeckt, aber noch trocken und nach dem Frühstück brachen wir gemeinsam mit einem weiteren Deutschen auf nach Cavendish. Dieser hatte noch nie von Anne of Green Gables gehört und bat mich daher erstmal um eine Erklärung. Ich erzählte ihm alles was ich wusste: Dass „Anne of Green Gables“ Astrid Lindgrens Lieblingsbuch war, dass deswegen Pippi Langstrumpf rote Haare habe und auch sonst einige Parallelen zwischen den Büchern Montgomery’s und Lindgrens bestehen und in Cavendish das Haus „Green Gables“ steht, dass Montomery inspiriert und als Kulisse für die Filme gedient hat. Daraufhin fragte Leo: „Also ist das jetzt so, als ob wir das Haus von Pippi Langstrumpf besuchen?!“ Wie sich zeigen sollte, hatte er damit vollkommen recht. Wer einmal an den Originalschauplätzen von Bullerbü und Katthult war, der wird sich daran erinnert fühlen, sobald er Green Gables besichtigt. Scheune, Stall und Wohnhaus sind detailliert und liebevoll eingerichtet, dabei wurde auf Kitsch verzichtet. Vielmehr ist es ein wenig so, als würde man durch ein Haus im Freilichtmuseum laufen, nur dass es eben das Haus von Anne Shirley ist.

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Nach etwa drei Stunden standen wir zu dritt wieder zufrieden (Leo meinte, dass es auch ihm sehr gut gefallen habe, obwohl er ncihts über die Bücher oder Filme wüsste. Das spricht wohl für die Aufmachung von Green Gables) auf dem Parkplatz vor Beates Auto und überlegten, was wir als nächstes machen sollten. Wir entschlossen uns die Küste entlang zu fahren, um so noch die berühmten roten Sandfelsen am Atlantik zu sehen. Leider wurden wir dabei von unglaublichen Regenschauern durchnässt (so muss Noah sich während der Sintflut gefühlt haben). Dennoch konnten wir feststellen, dass Prince Edward Island eine unfassbar schöne Küstenlinie bereithält und wir alle würden gerne einmal zurückkommen, um die Sommerfrische dort zu genießen 😉

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Nachdem Beate und ich uns jeweils eine heiße Dusche im Hostel genehmigt hatten, gingen wir in den Gemeinschaftsraum. Das Schicksal wollte es, dass dort Megan, eine Kanadierin aus Manitoba, saß, die uns anbot, ihre Anne of Green Gables-DVD zu holen, damit wir diese zusammen gucken könnten. Das Angebot nahmen wir dankend an und nach und nach gesellten sich immer mehr Mädchen zu uns, bis schließlich alle Sofaplätze belegt waren. Den nächsten Tag nutzte ich hauptsächlich zur Planung und Buchung der kommenden 2 Wochen, was einige Zeit in Anspruch nahm. Da es wieder regnete, sahen Megan und ich uns noch den zweiten Teil von Anne of Green Gables an und im Anschluss daran ging ich ins Musical. Dieses hat mir außerordentlich gut gefallen: Die Aufführung fand in einem relativ kleinen Theater statt, dafür war die Geschichte aber mit umso mehr Liebe zum Detail inszeniert und den Schauspielern war die Freude am Spielen und Singen anzumerken. Als ich das Theater wieder verließ, hatte es endlich aufgehört zu regnen und zu schlenderte ich mit dem ein oder anderen neuen Ohrwurm im Kopf noch ein wenig durch das von Straßenlaternen beleuchtete Charlottetown.

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An meinem letzten Tag auf der Insel war es trocken, was ich ausnutzte, um in Ruhe durch die (wirklich kleine) Innenstadt und über die Strandpromenade zu laufen.

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Am Morgen des folgenden Tages fuhr ich wieder mit dem Bus nach Nova Scotia. Insgesamt hatte ich einige sehr schöne Tage auf PEI, mir ist allerdings auch bewust geworden, dass dies ein Provinz ist, die man beim nächsten Mal mit dem Auto (am besten im Sommer) bereisen sollte, um möglichst viel von der schönen Landschaft genießen zu können.

„Tomorrow is always fresh, with no mistakes in it.“ – L. M. Montgormey „Anne of Green Gabels“

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